Zivilcourage

“Es ist ein weit verbreiteter aber schmerzlich irriger Glaube, dass Zivilcourage nur im Zusammenhang mit welterschütternden Ereignissen bewiesen werden kann. Im Gegenteil, die größte Anstrengung kostet sie oft in jenen kleinen Situationen, in denen die Herausforderung darin besteht, die Ängste zu überwinden, die uns überkommen, wenn wir über unser berufliches Weiterkommen beunruhigt sind, über unser Verhältnis zu jenen, die in unseren Augen Macht über uns haben, über alles, was den ruhigen Verlauf unseres irdischen Lebens stören könnte.”
Joseph Weizenbaum

Denksysteme

Es hat wenig Sinn, Denksysteme über das Wesen der Falle zu entwerfen, wenn das einzige, was man zu tun hätte, darin besteht, dass man ihren Ausgang findet.

Alles andere hat überhaupt keinen Sinn:
Hymnen darüber zu singen, wie sehr man in der Falle leidet,
Gedichte über die Schönheit der Freiheit außerhalb der Falle zu schreiben,
ein Leben außerhalb der Falle nach dem Tode zu versprechen
oder sich zu einem semper ignoramus zu bekennen.

Der Ausgang ist für alle deutlich sichtbar, und dennoch scheint niemand ihn zu sehen. Jedermann weiß, wo der Ausgang ist, und dennoch scheint niemand auf ihn zuzugehen. Mehr noch: wer immer auf den Ausgang zugeht oder auf ihn zeigt, wird für verrückt erklärt. Sobald einer versucht, ins Freie zu gelangen, schlagen sie ihn tot. Nur ganz wenige schlüpfen in dunkler Nacht, wenn alles schläft, aus der Falle heraus.

Es zeigt sich, daß das Problem nicht die Falle ist. Das Problem liegt bei denen, die in der Falle sitzen.
(W. Reich)