Kritik zur Serie Schöne Neue Welt

Ich habe das Buch gelesen bzw. gehört und war gespannt auf die Serie, die ja nicht wirklich erfolgreich war.
Eigentlich sollten wohl zwei Staffeln gedreht werden und beim ersten Durchschauen fragte ich mich, wo da denn noch Stoff für eine weitere Staffel sein sollte.
Nachdem ich die Serie ein paar Mal durchgesehen habe, fallen mir einige Dinge immer deutlicher auf, vor allem in der letzten Folge.
Diese scheint in großer Eile gedreht worden zu sein, weil man wohl gesagt bekommen hatte, es gebe keine zweite Staffel. Also wurde alles in diese Folge hineingestopft, was sonst auf eine 2. Staffel verteilt worden wäre.

Es bleiben viele Fragen offen, die im Buch beantwortet werden oder gar nicht zur Debatte stehen. Aber man kann nicht voraussetzen, dass die Leute vor Anschauen der Serie das Buch gelesen haben.

* So werden sprichwörtlich am Fließband Babys erzeugt, aber es existieren in der Serie kaum Kinder. In zwei Szenen werden sie kurz gezeigt. Im Buch wurde deutlich beschrieben, wie die Kinder konditioniert werden und heranwachsen.
* Woher kommen die befruchteten Eizellen? Dazu müssen Frauen Eier und Männer Sperma spenden. Dieses Thema wird nicht behandelt. Im Buch wird gesagt, dass die meisten Frauen sterilisiert werden und die wenigen fruchtbaren Frauen Verhütungsmittel nehmen – außer vermutlich, wenn sie Eier spenden müssen.
* Es gibt keine alten Menschen. Wohin verschwinden die? Alle sehen so aus, als seien sie zwischen 25 und 35 Jahre alt. Im Buch wird beschrieben, dass die Menschen aufgrund perfekter Gesundheit und guter Ernährung körperlich nicht altern und mit 60 Jahren durch Soma eingeschläfert werden. In der Serie habe ich einmal den Ausspruch “Der Soma-Tod holt sie” wahrgenommen, aber das ist viel zu wenig und kein Mensch, der das Buch nicht kennt, wird das einordnen können.
* Es scheint keine Krankheiten zu geben. Es gibt keine Krankenstationen. Die Menschen wurden größtenteils noch nie mit dem Tod konfrontiert. Im Buch wird das erklärt, siehe oben.
* Laut Erklärung ging es den Menschen schlecht, sodass eine Gruppe von 10 Menschen ausgewählt wurde, die mit einer K.I. – trainiert von Mustafa (im Buch ein Mann, in der Serie eine schwarze Frau) – zusammengeschaltet wurden, um die “schöne neue Welt” zu steuern. Aber wer baute diese hochmoderne Stadt, wenn die Menschheit praktisch am Ende war?
Das ist bei vielen Utopien und Dystopien ein Problem. Alles ist perfekt vorhanden, obwohl die Menschen gar nicht in der Lage wären, so etwas aufzubauen. Im Buch entschlossen sich die Regierungen nach einem langen Krieg, weltweit – also nicht nur in einer Stadt wie in der Serie – dieses System gemeinsam aufzubauen.
* Als die Epsilons alle Menschen töten, rühren sie die deutlich in rotem Dress auffallende Mustafa – die ja als oberster Kontroller eigentlich an allem Schuld war – nicht an.
* Beim ersten Mal fliegen die Leute 11 Minuten zu den Savage Lands, die also wohl ca. 50 Kilometer entfernt sein müssen. Bei der letzten Folge laufen die beiden Leute zu Fuß und treffen nach kurzer Zeit auf Leute aus Savage Land, die zufällig dort herumfahren. Sie werden wohl kaum 50 km gelaufen sein.
* Woher bekommen die “Wilden” Benzin?
* Wie wird die Stadt mit Energie und Nahrung versorgt?
* Wieso gibt es keinerlei Sicherheitsvorkehrungen oder Lager, falls die Soma Produktion ausfallen sollte? In einem Satz wird erwähnt, die Spender hätten – wie wohl jede Nacht – aufgefüllt werden sollen. Das war vermutlich die Aufgabe der Gammas oder Deltas. Wo sind die eigentlich? Sie haben doch an dem Aufstand nicht teilgenommen und sollten ihre Arbeit bis zum Ende ausgeführt haben.
* Wieso will Mustafa, dass die 10 „Freunde“ getötet/abgeschaltet werden? Welche Verbesserung der Situation erhofft sie sich? Es musste ihr klar sein, dass die Stadt und ihre Einwohner danach verloren sind.
* Wie kann ein Computerprogramm sich in einen Menschen „einpflanzen“?
Es gibt sicher noch mehr Unstimmigkeiten, aber dabei will ich es belassen.

Mir hat die Serie trotzdem gut gefallen aufgrund der Darsteller und der Optik.